Ich
habe einen Abreisskalender. Für jeden Tag hält er einen Gedanken
bereit. Auf einem Blatt zur Jahreswende las ich:
Ich
sagte zu dem Engel, der das alte mit dem neuen Jahr verbindet: »Gib
mir ein Licht, damit ich festen Schrittes in die Ungewissheit des
neuen Lebens schreiten kann.«
Aber
er antwortete mir: »Geh hinaus in die Ungewissheit und lege deine
Hand in Gottes Hand; das ist mehr wert als ein Licht und sicherer,
als den Weg zu wissen.«
Als
Quellenangabe stand unter diesem Text nicht etwa der Name eines
Mystikers oder eines bekannten Kirchenvaters, sondern ganz einfach:
Aus China.
Der
Text verfolgt mich immer wieder, und es kommen mir Situationen und
Erzählungen aus der Bibel in den Sinn. Schon zu Beginn der
Geschichte Gottes mit den Menschen sagt der Ewige zu Abraham: Geh
los! Weg aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft… in das Land,
das ich dir zeigen werde… ich werde dich segnen… Und Abraham
brach auf und hatte nichts als Gottes ‚Hand’: seinen Segen
(Genesis 12,1ff).
Und
ich denke an Mose am brennenden Dornbusch. Zu ihm sagt der Ewige: Und
jetzt geh! Ich schicke dich zum Pharao; Du wirst mein Volk aus
Ägypten herausführen… Ich werde mit dir sein. Nach etlichem
Widerstand und manchen Absprachen macht sich Mose mit Aaron auf den
schweren Weg zum Pharao und auf den noch schwierigeren Weg mit dem
Volk durch die Wüste mit nichts in der ‚Hand’ als den Namen
Gottes ICH-BIN-DA (Exodus 3).
Und
ich denke an die Jünger auf dem Berg in Galiläa, wo der
Auferstandene ihnen sagt: Macht euch auf den Weg und lasst alle
Völker mitlernen und taucht sie ein in den Namen Gottes... Ich bin
bei euch alle Tage, bis Zeit und Welt vollendet sind… Und sie
machen sich auf den Weg mit nichts anderem in der ‚Hand’ als die
Verheissung des Mitsein (Matthäus 28, 16-20).
So
ist Gott – überall, wo wir ihm begegnen. Er schickt uns in die
Ungewissheit. Aber seine Hand bedeutet uns Licht und Sicherheit.
Hermann-Josef
Venetz
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