samedi 15 août 2015

Maximino Cerezo Barredo



EIN BLICK AUF DIE ANFÄNGE DER KIRCHE (1)

Es begann mit Jesus von Nazaret
Mit Jesus hat tatsächlich das angefangen, was wir heute Kirche nennen. Das heisst nicht, dass er eine Kirche gegründet hätte. Er verkündete und lebte das Reich Gottes. Er rief eine Bewegung ins Leben, eine Gruppe von Frauen und Männern, die wie er allen geordneten Verhältnissen den Abschied gaben, ihm nachfolgten und sich dabei auf nichts anderes stützten als auf den Vater im Himmel.
Aussteiger und Ortsansässige. Woher diese bunte Gruppe den Mut und die Kraft nahm zu einer so radikalen Existenzweise? Sie waren angetan von diesem Jesus von Nazaret. In seiner Gemeinschaft erfuhren sie das Kommen Gottes. Was sie besonders überzeugte: Jesus teilte mit ihnen sein Charisma und seinen Auftrag. Wie er sollten sie das Kommen Gottes aufdecken, und zwar konkret: Sie heilten Kranke und befreiten Besessene und nahmen sich der Vernachlässigten an (vgl. Lukas 9,1-6; 10,1-12).
Wenn diese Jüngerinnen und Jünger nach dem Vorbild ihres Meisters auch nichts hatten, worauf sie ihre Häupter legen konnten (Matthäus 8,20), so fanden sie doch immer wieder Aufnahme bei Leuten, die ihnen wohlgesinnt waren: bei der Schwiegermutter des Simon (Markus 1,29), bei Maria und Marta (Lukas 10,38-42), bei Simon, dem Aussätzigen (Markus 14,3ff). Solch sympathisierende Familien und Gruppen dürften der Kern späterer Ortsgemeinden gewesen sein.
Verschiedene Formen der Nachfolge. Notwendigerweise musste hier Nachfolge eine ganz andere Gestalt annehmen. Eine andere, aber nicht eine mindere oder unverbindlichere. Leute, die in der Familie, im Dorf, in Vereinen, in der Synagoge Verantwortung tragen und dabei das Anliegen Jesu zur Geltung bringen wollten, bekamen die Spannung zu dieser Welt womöglich noch stärker zu spüren als jene, die es sich leisten konnten auszusteigen.
Dass so verschiedene Formen der Nachfolge nebeneinander existieren konnten, kam daher, dass sich alle auf den gleichen Jesus von Nazaret beriefen, auf den gekreuzigten und auferweckten Messias. Von ihm wussten sie sich berufen, und seine Sache wollten sie zur ihren machen. Dass es dabei von Anfang an zu Spannungen und Konflikten kam, wissen wir aus den Evangelien (vgl. u.a. Markus 9,33-34; 10,41). Sicher ist, dass die Jesusbewegung – die wandernden Predigergruppen wie die Ortsansässigen – in Jesus Christus ihr Vorbild hatte, ihr Modell und ihre Verheissung. Glauben und Praxis bildeten ein unauflösliches Ganzes.
In Jesu Geist. Was wir aus all dem für unser Kirchesein folgern können? Die Organisation der Jesusbewegung lässt sich nicht einfach so auf unsere Zeit übertragen. Hätte Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern ein bezugsbereites Haus hinterlassen, in dem alles und jedes schön geordnet gewesen wäre, hätte die junge – und auch die älterwerdende – Kirche nicht so manche Zerreissprobe bestehen müssen und hätte es im Laufe der Zeit nicht so manche Panne gegeben. Jesus hat uns nicht eine festgefügte Kirchenordnung hinterlassen, sondern seinen Geist, der uns zu weit mehr befähigt als zur Einhaltung noch so vieler und gut gemeinter Gemeinderegeln.
Hermann-Josef Venetz

Aucun commentaire:

Enregistrer un commentaire