samedi 4 juillet 2015

Mit den Augen Gottes



Papst Franziskus soll einmal gesagt haben: »Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er diese Existenz mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück? Man muss immer die Person anschauen. Wir treten hier in das Geheimnis der Person ein.«
Sehen mit den Augen Gotteseine sehr hilfreiche Idee. Gott sieht bei einem Menschen nicht zuerst dessen sexuelle Identität, und er sieht bei einem lesbischen Paar auch nicht an erster Stelle dessen sexuelle Ausdrucksweisen. Das ist vielleicht unsere menschlich-allzu menschliche Art zu ‚sehen’. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass Gott, wenn er einen Homosexuellen sieht, sagen würde: »Oh, pardon, da ist bei der Schöpfung etwas schief gelaufen; das muss irgendwie in Ordnung gebracht werden.«
Ich möchte Gottes Sichtweise nicht festlegen, aber von meinem Glauben her kann ich mir gut vorstellen, dass Gott, wenn er einem homosexuellen Paar begegnet, sagen könnte: »Wie gut, dass es euch gibt! Schade nur, dass das viele sogenannt normale Menschen nicht verstehen können.«
Nicht das Bild, das wir uns von Schwulen und Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen machen, ist entscheidend, sondern die Menschen selbst. Mit welchem Recht reduzieren wir sie auf ihre sexuelle Ausrichtung und Fortpflanzungsfunktion? Auch die homosexuelle Person lebt in einem ganz bestimmten Umfeld, hat ihre Sorgen und Vorlieben, ihr Lebensschicksal und ihre Ängste, ihre Freuden und Leiden – nicht zuletzt die Leiden, die ihr die so genannt ‚Normalen’ dadurch zufügen, dass sie sie ausgrenzen. Es gilt immer, auf die Person als ganze zu schauen und sie als ganze anzunehmen.
Du sollst dir kein Bild machen so heisst die grundlegende Weisung im Dekalog. Das gilt nicht nur für Gott, von dem wir uns kein Bild machen sollen, das gilt auch für die Menschen. Für alle Menschen.
Hermann-Josef Venetz


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