jeudi 12 mars 2015


Wecke mich…

Wenn man längere Zeit im Dienst jemandes oder im Dienst einer Sache steht, kann es vorkommen, dass sich Routine einstellt, dass man das Interesse verliert, dass alles nichtssagend und langweilig wird, dass man ermüdet. Diesen Sachverhalt berücksichtigt das Heilig-Geist-Lied, das mit der Einladung beginnt
Nimm du mich, heiliger Atem
Die dritte Strophe lautet nämlich so:
Wecke mich, heiliger Atem,
mach du mich neu bereit,
in den Dienst zu treten gegen die Traurigkeit.
Der heilige Atem möge mich wecken, aufrütteln, animieren, entflammen; er soll mir das Reizvolle und Verführerische des Auftrages neu vor Augen führen und mich so neu bereit machen, in den Dienst zu treten.
Was mich bei diesem Dienst überrascht: Vor mehr als 50 Jahren bin ich in Sitten zum Priester geweiht worden. Dabei habe ich mich zum Dienst für zur Verfügung gestellt, zum Dienst für eine Gemeinde, zum Dienst für Menschen, die weder ein noch aus wissen. Ich verstand meinen Dienst immer als Dienst für. Im Lied ist nun aber die Rede vom Dienst gegen: Dienst gegen die Traurigkeit.
Damit ist sicher nicht gemeint, dass ich als Spassvogel oder als Clown durch die Gegend ziehe, dass ich immer guter Laune bin und für jedes Problem eine lustige Antwort auf der Zunge habe. Dem weitverbreiteten Hunger, dem Terror, den Flüchtlingsströmen, dem Scheitern, der allgemeinen Depression, die um sich greift… mit einem Wort: der Welt-Traurigkeit ist mit billigen Sprüchen nicht beizukommen. Es geht vielmehr um das vorbehaltlose Sich-hineinnehmen-Lassen in die Weltleidenschaft dessen, der die Welt, wie sie ist, leidenschaftlich liebt und sie so immer wieder zum Leben und zur Freude wecken will.
Hermann-Josef Venetz




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