samedi 8 février 2014

HEUTE



Heilige Benoît, Br. Gelineau, Tamié

 Hier eine jüdische Erzählung, die in verschiedenen Varianten zu uns gekommen ist. Sie setzt den Psalm 95 voraus, der im Stundengebet der katholischen Kirche jeden Morgen gebetet wird. Der Vers, auf den die Erzählung Bezug nimmt, lautet: O, dass ihr doch heute auf seine Stimme hört; verhärtet eure Herzen nicht…

Eines Tages fragte Rabbi Josua ben Levi (1. Hälfte des 3. Jahrhunderts) den Propheten Elija: ‚Wann wird der Messias endlich kommen?’
Elija antwortete: ‚Geh doch zu ihm hin und frag ihn selbst.’
Da sagte Rabbi Josua: ‚Wo ist er denn?’
Elija antwortete: ‚An den Toren Roms.’
‚Und wie werde ich ihn erkennen?’
‚Er sitzt unter den aussätzigen Bettlern. Während aber diese ihre Bandagen alle auf einmal abnehmen und dann die neuen anlegen, löst der Messias seine Bandagen einzeln ab und legt die neuen einzeln wieder an. Er denkt sich nämlich, dass Gott ihn jeden Augenblick rufen könnte, um die Erlösung zu bringen. So hält er sich in ständiger Bereitschaft.’
  
Rabbi Josua ging, erkannte ihn und grüsste ihn: ‚Friede sei mit dir, Meister und Lehrer!’
‚Friede sei mit dir, Sohn Levis!’
‚Wann wirst du kommen, Meister?’
‚Heute.’
Später beschwerte sich Rabbi Josua ben Levi bei Elija: ‚Der Messias hat mich angelogen. Er sagte, dass er heute kommen wird, und er ist nicht gekommen.’
Elija sagte: ‚Du hast nicht gut hingehört. Er hat dir doch den Psalm 95 zitiert: Heute — wenn ihr nur auf seine Stimme hört!

Hermann-Josef Venetz

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