samedi 1 février 2014

Die Welt retten?


 Die Frage nach dem Tun beschäftigt die Menschen solange sie leben. Was sollen, müssen, können, dürfen wir tun? Alles liegt am Tun der Menschen. Es ist, als ob alles machbar sei. Wir Menschen sind geradezu genötigt, ‚Macher’ zu sein.


 Hier eine kleine Geschichte von unseren jüdischen Glaubensbrüdern überliefert:
Ein junger Mann kommt zu einem Rabbi mit der Frage: »Was kann ich tun, um die Welt zu retten?«
Der Weise antwortet: »So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen die Sonne aufgeht.«
»Aber was nützen denn all meine Gebete und meine guten Taten, mein ganzes Engagement?«, fragt der junge Mann.
Darauf der Weise: »Sie helfen dir wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht.«
Der junge Mann sieht die Welt am Abgrund; sie muss gerettet werden. Was kann er dafür tun?

Die Antwort des Weisen ist ernüchternd, wenn nicht enttäuschend oder gar zynisch: »So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen die Sonne aufgeht.« So wenig, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen die Sonne aufgeht, so wenig kannst du auch dazu beitragen, die Welt zu retten. Im Klartext heisst das: »Nichts!«

Für den jungen Mann, der doch guten Willens ist, der die Not der Welt sieht und ihr zu Hilfe kommen möchte, für diesen Mann muss eine solche Antwort enttäuschend sein. Er möchte sich doch zur Verfügung stellen mit allem was er weiss und kann, und er zählt auch alles auf, was er bereits für die Rettung der Welt unternommen hat: all seine Gebete und seine guten Taten, sein ganzes Engagement. Nützt das alles nichts?

Die Rettung der Welt hat etwas mit dem Kommen des Reiches Gottes zu tun. Es ist das Reich Gottes das Kommen soll, wie wir im Vaterunser beten, nicht unser Reich. Wir sollen das Reich Gottes auch  nicht in unsere eigene Regie nehmen; es würde daraus nur ein Reich nach unseren mickrigen Vorstellungen. Das haben wir bereits und nach unseren Erfahrungen ist es um dieses Reich nicht schade, wenn es untergeht. 

Es ist Gott, der die Welt retten wird; wir würden sie nur nach unserem eigenen Gusto retten und stünden einmal mehr vor dem Abgrund. Wenn aber das Reich Gottes kommt, wenn die Rettung naht, dann wollen und können wir ganz zu Diensten sein. Dann sind wir dabei, wenn die Sonne aufgeht...
Hermann-Josef Venetz


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