samedi 11 janvier 2014

Fingerzeige Gottes?


 Wenn uns etwas zustösst, fragen wir uns oft, was für eine Lektion uns Gott erteilen, was für einen Fingerzeig er uns geben will. Es gibt Menschen, die  gar schnell bereit sind, in allem einen Fingerzeig Gottes sehen. 
 
- Jemand, der mir nahe steht, ist gestorben. – Der Fingerzeig Gottes: Du hättest mehr nach ihm sehen sollen. 
 
- Heute war ich den ganzen Tag schlecht gelaunt. – Die Lektion, die Gott mir gibt: Gewöhne dich, abends früher schlafen zu gehen.

- Ein Kollege ist mit einem Herzinfarkt ins Spital eingeliefert worden. – Ein Fingerzeig Gottes: So geht es, wenn man seine Grenzen nicht anerkennen will. 
 
- Der abendliche Spaziergang im Wald hat mir gut getan. – Die Lektion Gottes: Erlaube dir öfters solche Spaziergänge
 
- Heute hätte ich mit meinem Wagen um ein Haar einen bösen Unfall gebaut.

  – Der Hinweis Gottes: Musst du denn für alles den Wagen benutzen?

Der Beispiele gibt es mehr. Nur: Sind das alles Fingerzeige oder Hinweise Gottes? Sehen wir zu.

Es sind doch samt und sonders Hinweise, auf die ich selber auch kommen könnte. Sie sagen nichts, was mir nicht schon längst bekannt wäre. Das heisst: Ich projiziere die ‚Lektionen’, die ich mir selber gebe, in Gott hinein und lasse mir durch ihn meine eigenen Lektionen geben.

Wenn ich weiter diese ‚Lektionen’ näher betrachte, stelle ich fest, dass sie durchwegs moralisierender Art sind. Das bedeutet aber auch: Dadurch dass ich diese Fingerzeige in Gott hineinprojiziere mache ich aus ihm einen Moralapostel, der mich mit erhobenem Zeigefinger jeweils an das erinnert, auf das ich schon lange selbst gekommen bin:
 
- Ich sollte den Leuten mehr nachfragen, 
 
- ich sollte zu meiner Gesundheit mehr Sorge tragen,  

- ich sollte nicht für jede Ortsveränderung den Wagen benutzen… 
 
 Rodin
Erteilt uns Gott also keine Lektionen bei all dem, was uns zustösst? Sagen wir mal so: nicht in dem Sinn, wie ich es eben getan habe. Und sicher erhebt er nicht dauernd den drohenden Zeigefinger. Bei allem, was uns zustösst, sei es an Positivem, sei es an Negativem, will Gott uns sagen: 
 
Ich bin bei dir, ich bin mit euch. Das ist seit jeher mein Name: Ich bin der Ich-bin-da.
Gott erteilt keine Lektionen; bei allem, bei wirklich allem, was mir zustösst, bringt sich Gott bei mir in Erinnerung: 
 
Ich will, dass du bist und dass du du bist; ich geh mit dir.

Hermann-Josef Venetz

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