samedi 2 mars 2013

Nur Kinder...?



                                                       Bild: Fr Maximino Cerezo Barredo

  Wieder einmal stritten die Jünger unter sich, wer von ihnen der Grösste sei.
Der Streit und das Wetteifern um den ersten Rang – wo auch immer – ist so alt wie die Menschheit. Die Antwort Jesu verband sich mit einer Art Zeichenhandlung:

 Er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat (Mk 9,33–37).

Unsere Vorstellungen von Kindern sind von der Romantik geprägt: Sie sind herzig, unschuldig, lustig, offen… Für sie tut man alles. Zur Zeit Jesu wurden sie im gleichen Atemzug mit den Frauen und Sklaven aufgezählt: Frauen, Kinder, Fremde – sie waren eben die Letzten in der gesellschaftlichen Rangordnung. Wir wissen aus Berichten, aber auch aus der damaligen Gesetzgebung, dass Kinder abgetrieben, ausgesetzt, geschlagen, getötet wurden. Eines dieser Kinder, dieser Letzten, stellt Jesus in die Mitte und umarmt es. Ja mehr noch: Jesus identifiziert sich mit ihm: Wer ein solches Kind … aufnimmt, der nimmt mich auf. Ja mehr noch: Wer ein solches Kind…aufnimmt, der nimmt auch den auf, der mich gesandt hat, das heisst Gott, den Vater.

Im gleichern Markusevangelium lesen wir wenig später:
Nur wer Gottes Reich aufnimmt wie ein Kind, wird dort hineingelangen (Mk 10,15).

Dieses Wort ist auch im Griechischen doppeldeutig:
- Man soll das Reich Gottes so aufnehmen, wie ein Kind es aufnimmt, das heisst offen, ohne Argwohn und voll Vertrauen.
  • Oder so: Man soll das Reich Gottes so aufnehmen, wie man ein Kind aufnimmt. Das würde heissen: Es sind die Letzten, nichtsnutzen Kinder, bei denen das Reich Gottes zu suchen und zu finden ist.
Frauen, Kinder, Sklaven, Fremde, die Letzten – sind sie vielleicht der »Ort« Gottes?

Hermann-Josef Venetz

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