samedi 12 janvier 2013

Erhobene Arme



 

Die Geschichte ist uns bereits in unseren Schulbibeln in sehr einprägsamen Bildern vor Augen geführt worden. Israel musste sich gegen die stark bewaffneten Amalekiter zur Wehr setzen. Mit der Kriegsführung auf Seiten der Israeliten wurde Josua beauftragt. Mose hatte anderes zu tun. Er ging auf den Berg und erhob seine Arme. Der Erzähler berichtet: Solange Mose seine Arme erhob, behielten die Israeliten die Oberhand; wenn aber Mose die Arme sinken liess, gewannen die Amalekiter die Oberhand. Als Mose die Arme zu schwer wurden, brachten Aaron und Hur einen Stein, damit Mose sich draufsetzen konnte; dann stützten sie seine Arme, der eine auf dieser, der andere auf der anderen Seite. So blieben seine Arme erhoben bis zum Sonnenuntergang. Und Josua besiegte die Amalekiter... (Exodus 17)

Die Geschichte will zeigen, was unablässiges Gebet vermag – so wurden wir gelehrt. Und das ist wohl richtig so. Ob das aber alles ist, was uns diese Geschichte sagen will? Vom Beten ist in unserer Erzählung eigentlich nicht die Rede. Gott selber kommt erst am Schluss der Erzählung vor, wenn er Mose den Auftrag gibt dieses in ein Buch zu schreiben.

Die Erzählung liegt in der Linie anderer Erzählungen im Alten Testament, nach welchen das Gewaltmonopol nicht bei den Menschen liegt, auch nicht bei den Heeren und Königen, auch nicht bei heiligen Männern wie Mose. Das Gewaltmonopol liegt einzig und allein bei Gott – das möchten die Erzählungen uns nahebringen.

Und das ist wohl auch der Grund, warum uns der Gott des Alten Testamentes hie und da so blutrünstig und gewalttätig vorkommt. Es ist, als ob er sagen würde: Es ist mir lieber, ich werde von den Menschen als blutrünstig und gewalttätig hingestellt, als dass sie einander umbringen. Der Krieg darf nie ein Mittel der Politik werden. Und wenn wir meinen, es gehe doch nicht anders, sollen gerade die Verantwortlichen es damit versuchen, die (unbewaffneten) Arme zu erheben; und wir sollen sie dabei unterstützen.

Bevor wir militärische Interventionen der UNO oder der EU oder der NATO in bürgerkriegsbedrohten Gegenden wie Syrien und wo auch immer gutheissen oder gar bejubeln, sollten wir uns fragen, ob es denn richtig ist, Gott das Gewaltmonopol zu entreissen – noch nie haben Menschen damit gute Erfahrungen gemacht! – und ob unsere Arme lange genug erhoben waren.

Hermann-Josef Venetz

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