samedi 4 août 2012

Ein Herz Fuer die Armen


Ein Herz für die Armen

Es stimmt: Jesus war beim reichen Oberzöllner Zachäus zu Gast, er zählte die wohlhabende Familie des Lazarus zu seinen Freunden, er liess sich mit kostbarer Narde salben...

Das bedeutet aber nicht, dass er der sozialen Situation der einzelnen und des ganzen Volkes gleichgültig gegenüberstand; denn all das hat mit dem Reich Gottes, das er verkündete, sehr wohl etwas zu tun – und mit dem Glauben, zu dem er einlud.

Jesus wusste sich an erster Stelle zur verarmten Bevölkerung gesandt. Von dieser Sendung war auch seine Wahrnehmung geschärft: Er sah den arbeitslosen Mann mit der gelähmten Hand, er sah die gekrümmte Frau, er hörte die Schreie des blinden Bartimäus, er spürte, als die Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt, den Saum seines Kleides berührte...

In seiner Sendung zu den Armen sah sich Jesus getragen vom Gott Israels, der sich durch die Gesetze und die Propheten immer wieder zu Wort meldet als Gott der Witwen und Waisen, als Gott der Verschuldeten und Verfolgten. Nicht weil diese moralisch besser wären, sondern weil sein Herz an erster Stelle für sie schlägt.

Ich weiss nicht, wo Lukas den Wehe-Ruf gegen die Reichen gefunden hat. In den anderen Evangelien steht er so nicht. Wehe den Reichen! – nicht weil sie moralisch schlechter wären als die Armen, sondern weil sie Gefahr laufen, ausser ihrem Reichtum nichts mehr zu sehen, weder das Elend der Hungernden noch die Ausweglosigkeit der Arbeitslosen, weder das Joch der Asylanten noch die Leere derer, die nicht dabei sein können noch die verfehlten Wirtschaftsstrukturen.

Wenn wir bei all unseren Entscheidungen – auch und gerade bei unseren politischen Entscheidungen – zuallererst die Armen aufsuchen und uns ihre Augen und ihre Ohren leihen würden, ich bin überzeugt, viele Gesetze fielen ganz anders aus…

und der Gott Jesu – und mit ihm die Armen – könnten auch hierzulande zum Zuge kommen.
Hermann-Josef Venetz



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