samedi 9 juin 2012


Verkannte Freudenboten
(Jesaja 52,7; 53,8)


In Israel – wie sicher auch sonst wo – gab es Propheten und Propheten. Die einen waren gut bezahlte Beamte, Sprachrohre der Machthaber, PR-Leute und Werbetexter. Die anderen waren von Gott gerufen. Meist nur widerwillig folgten sie seinem Ruf. Echte Propheten waren und sind eben vielfach Unheil-Propheten. Sie wurden und werden meist mundtot gemacht, verhaftet, umgebracht.

Aber dann kam einmal einer – es war gegen Ende des Babylonischen Exils, so in den 50-er Jahren des 6. Jahrhunderts vor Christus –, der verkündete im Namen des Namenlosen nicht Unheil, sondern Frieden. Ein richtiger Freudenbote. Er verkündete Gottes Kommen und die baldige Befreiung des Volkes, die endliche Rückkehr in das verheissene Land. Viele freilich konnten in der politischen und sozialen Situation, in der sie lebten, keine Anzeichen Gottes, keine Anzeichen von Heil und Frieden sehen. Verständlich: wir hören ja auch nicht gern von der grossen Wende, wenn wir doch gerade dabei sind, uns einzurichten und anzupassen und zu geniessen.

Der Prophet insistiert: Gott kann etwas ganz Neues machen; er wird euch nicht auf eure Vergangenheit festnageln; er ist ganz anders als ihr denkt.

Es nützte alles nichts. Für die gescheiten Skeptiker kam eine Wende ungelegen; sie haben den Freudenboten umgebracht.

Hermann-Josef Venetz



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