samedi 2 juin 2012

Samedi 2 juin 2012


Gottes schlechter Ruf

Bereits wenn wir das Wort »Gott« hören, ziehen wir den Kopf ein. Mit »Gott« bringen wir sogleich die »Gebote« in Zusammenhang, die wir eben nicht immer halten. Und so plagt uns das schlechte Gewissen. Kommt dazu, dass er uns vorwurfsvoll den Gekreuzigten vor Augen führt, der »für unsere Sünden gestorben« ist. Und wenn er dann noch mit der »Hölle« droht, ist es endgültig aus.

Noch etwas anders ist dem guten Ruf Gottes abträglich. Wenn er »allmächtig« ist, wie wir sagen, muss er doch auch verantwortlich gemacht werden für all das Böse, das in dieser Welt geschieht. Nicht dass er alles Böse verursacht, aber er verhindert es auch nicht – trotz seiner Allmacht. Zugegeben, manch Schlimmes, das geschieht, müssen wir oder »die Menschen« auf die eigene Kappe nehmen – ich denke an Kriege, an Hungersnöte, Flüchtlingsströme... Aber musste denn Gott die Menschen so erschaffen, dass sie sich gegenseitig bestehlen, bekriegen und umbringen?

Man soll jetzt nicht mit der »Freiheit« kommen. Gehört denn zur Freiheit, dass die Menschen übereinander herfallen? Gut, wir haben die Freiheit, es nicht zu tun. Aber haben wir diese Freiheit wirklich?

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Am Schluss hat doch immer wieder Gott den Schwarzen Peter in der Hand; er ist der Allmächtige, also trägt er letztlich auch die Verantwortung – es sei denn, er sei verantwortungslos. Aber wer will es schon mit einem verantwortungslosen Gott zu tun bekommen?

In solche Sackgassen müssen unsere Überlegungen führen, wenn wir über Gott reden wie über die Bundespräsidentin oder über die letzte Sonnenfinsternis oder über die Finanzkrise.

Gott ist nicht ein Objekt, über das wir nach unseren eigenen Vorstellungen reden oder verfügen können, und wir sind auch für Gott nicht Objekte, über die er so oder anders walten kann, einmal belohnend, einmal strafend. Diesen Gott können und sollen wir vergessen. Zum einen, weil wir ohne ihn besser fahren, zum anderen, weil es ihn nicht gibt.

Der Gott, an den wir glauben, ist nicht der, der uns aus Distanz kritisch beobachtet, sondern der oder die, die uns in jedem Augenblick näher ist als wir es uns selber sind. Es ist der Gott, dessen Name Zuneigung ist. Von dieser Zuneigung heisst es in der Bibel u.a. (1. Korinther 13):

sie ist langmütig und gütig... sie trägt das Böse nicht nach, sie erträgt alles und hält allem stand...
Sie hört niemals auf.

So ist Gott: der bedingungslos Liebende. Sie hält Ausschau nach Mit-Liebenden. Wenigstens das sollten wir ihm nicht zum Vorwurf machen.

Hermann-Josef Venetz


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