vendredi 6 avril 2012


Kurzer Prozess
(Markus 14-15)
Dass Jesus nicht einfach von „den Juden“, sondern von einem römischen Exekutionskommando zu Tode gebracht wurde, steht fest. Warum die Römer den Nazarener in einem Schnellverfahren hinrichteten, kann man höchstens vermuten. Für Rom war Jesus eine Art Sicherheitsrisiko. Mit Leuten, die die Gesellschaft destabilisieren, wie man sagt, macht man kurzen Prozess. Die Verurteilung Jesu aus fadenscheinigen Gründen und sein Tod mit all dem blamabeln Drum und Dran machte seinen Anhängerinnen und Anhängern arg zu schaffen. Für den Künder der Nähe Gottes hätten sie sich einen gehaltvolleren Prozess und einen würdigeren Tod vorstellen können als die für Terroristen und aufständische Sklaven bestimmte Hinrichtung am Kreuz. Die ersten Christinnen und Christen versuchten nicht, den Realismus – fast hätte ich gesagt: die Sinnlosigkeit – des Todes Jesu irgendwie schön zu färben. Mit dem Bekenntnis, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wollten sie auch nicht über die Scheusslichkeit des Todes Jesu und der vielen anderen Tode hinwegtäuschen. Im Gegenteil. Es ist, als ob sie mit dem Erzählen des Todes Jesu kundtun wollten, dass Gott kein Weg zu weit und kein Abgrund zu tief und kein Tod zu absurd ist, um die Menschen dort heimzusuchen, wo sie sind: bedroht von Hunger und Krieg, gefangen in Selbstgerechtigkeit, fern von Gott.

Hermann-Josef Venetz