samedi 24 mars 2012

Effata!
(Markus 7,31-37)

Danach blickte Jesus zum Himmel auf, seufzte und sagte zum Taubstummen: Effata!, das heisst: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.

Einfach ein Wunder mehr? Wunder zählt man nicht! Jedes beinhaltet eine Welt für sich.

Stummheit war und ist nicht bloss ein körperliches Gebrechen. Für Stummheit gibt es verschiedene Gründe. Es gibt Leiden, das stumm macht. Es gibt Gemeinheiten, die einem die Sprache verschlagen. Zur Zeit Jesu war Palästina von den Römern besetzt; es gibt die dumpfe Stummheit der Unterdrückten.

Es gibt Leute, die haben mehr als andere, mehr an Besitz, mehr an Einfluss. Es gibt auch Leute, die haben mehr an Sprache; sie haben dementsprechend auch mehr zu sagen. Wer Sprache hat, hat auch Macht. Daneben gibt es Menschen, die nicht nur arm sind, ohne Einfluss und ohne Namen; sie haben auch keine Sprache, sie haben nichts zu sagen. Nicht nur der Besitz, auch die Sprache ist ungerecht verteilt.

Wenn Jesus sich der Stummheit entgegenstellt, dann stellt er sich dem Leiden und der Unterdrückung und der Dumpfheit und der Ungerechtigkeit entgegen. Dabei schreibt Jesus den Leuten nicht vor, was sie wie zu sagen haben. Er – so heisst es – befreit sie von der Fessel der Sprachlosigkeit. Er befreit sie zum Reden, zum richtigen Reden. Er lässt die Leute ihre Sprache sprechen.

Hermann-Josef Venetz

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