samedi 3 décembre 2011


Der Weinberg des Liebsten
(Jesaia 5)

Das so genannte Alte Testament – so sagt man – rede von einem Gott, der nachtragend sei, nach Rache sinne und die Menschen bestrafe. Das Neue Testament verkünde demgegenüber den liebenden Gott. Im Alten Testament ­ so sagt man – hätten die Menschen nach Aug um Aug, Zahn um Zahn gelebt. Im Neuen Testament heisse es dafür: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Zur Erinnerung: Das Gebot Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst steht haargenau so im Alten Testament. Pharisäische Gelehrte zur Zeit Jesu konnten alle Gebote und Verbote in dem einen Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen.

Dass Gott selbst Liebe ist, ist nicht eine neutestamentliche Erfindung. Im Lied, das Jesaja seinem Liebsten (Gott) singt, vergleicht er die Liebe Gottes zu seinem Volk mit der Zärtlichkeit, mit der der Winzer den Weinberg umgräbt, ihn entsteint, gute Reben anpflanzt; wie er einen Turm baut, eine Kelter aushebt und wie er auf süsse Trauben hofft. Und er beschreibt auch die enttäuschte Liebe, wenn der mit so viel Zärtlichkeit gehegte Weinberg nur ein paar saure Beeren hervorbringt...

Das Alte Testament war die Bibel des Jesus von Nazaret. Nicht zuletzt weil er in ihr immer wieder gelesen und mit ihr gebetet und gelebt hat, konnte er so überzeugend und leidenschaftlich von Gott wie von einem liebenden Vater oder einer zärtlichen Mutter reden.

Hermann-Josef Venetz

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